Tesla nach Robotaxi-Start: Warum die Bewertung auf dem Prüfstand steht.

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By Nina Berger

Das mit Spannung erwartete Debüt von Teslas Robotaxi-Dienst hat die Bewertung des Unternehmens erneut in den Fokus gerückt und Analysten dazu veranlasst, zu hinterfragen, ob die aktuelle Marktkapitalisierung die operativen Realitäten und die Wettbewerbsdynamik adäquat widerspiegelt. Diese Einführung verdeutlicht eine anhaltende Kluft zwischen den ambitionierten technologischen Bestrebungen des Unternehmens und den Finanzkennzahlen, die seinen Aktienkurs untermauern, und stellt die kurzfristigen Wachstumserwartungen der Investoren auf die Probe.

Bewertungskennzahlen auf dem Prüfstand

Mehrere Finanzindikatoren deuten auf eine Diskrepanz zwischen Teslas Bewertung und seiner fundamentalen Leistung hin. Chad Morganlander, Senior Portfolio Manager bei Washington Crossing Advisors, stellte fest, dass die Tesla-Aktie zum etwa Zehnfachen ihres Umsatzes gehandelt wird, was er als außergewöhnlich hohes Multiple bezeichnete. Diese Einschätzung stimmt mit breiteren Marktvergleichen überein, da Teslas voraussichtliches Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei geschätzten 178 liegt und damit den Durchschnitt des S&P 500 von etwa 21 deutlich übertrifft.

Die Wettbewerbslandschaft des autonomen Fahrens

Der Sektor der autonomen Fahrzeuge ist nicht ohne etablierte Akteure. Morganlander stellte Teslas aufkommendes Robotaxi-Vorhaben dem von Alphabet gehörenden Waymo gegenüber, das seinen fahrerlosen Taxidienst bereits 2018 in Phoenix startete und seine Aktivitäten seither ausgeweitet hat. Er hob Waymos nachgewiesene Erfolgsbilanz und operative Präsenz in mehreren Städten hervor, was auf einen konservativeren und etablierteren Ansatz der autonomen Mobilität hindeutet. Dieser Vergleich unterstreicht den erheblichen Vorsprung, den einige Wettbewerber bei der kommerziellen Einführung von selbstfahrender Technologie haben.

Fundamentale Gegenwinde und Profitabilitätsbedenken

Teslas Finanzausblick hat Abwärtskorrekturen erfahren. Laut Ryan Brinkman, Autoanalyst bei JPMorgan, sind die Konsensschätzungen für den Gewinn pro Aktie (EPS) von Tesla seit Oktober 2022 erheblich gesunken: um 77 % für 2025, 70 % für 2026 und 71 % für 2027.

Hinzu kommt die potenzielle Auswirkung von Änderungen bei den Steuergutschriften für Elektrofahrzeuge (EVs). Diese Gutschriften waren ein wesentlicher Motor für Teslas Umsätze und Rentabilität. Brinkmans Analyse schätzt, dass EV-Subventionen derzeit etwa 52 % der Gewinne von Tesla ausmachen. Der potenzielle Entzug dieser Gutschriften unter der derzeitigen Regierung, oft als „großes, schönes Gesetz“ bezeichnet, birgt ein erhebliches Risiko, das die Gewinne des Unternehmens substanziell schmälern könnte.

Jüngste Performance und Investoren-Erwartungen

Die jüngste Unternehmensleistung hat ebenfalls zur Vorsicht der Investoren beigetragen. Tesla meldete im April Ergebnisse für das erste Quartal, die sowohl die Umsatz- als auch die Gewinnerwartungen verfehlten, was teilweise auf eine nachlassende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und Bedenken hinsichtlich der politischen Aktivitäten von CEO Elon Musk zurückzuführen war. Tim Urbanowicz, Chief Investment Strategist bei Innovator ETFs, erklärte, dass es schwierig sei, sich vorzustellen, wie das Unternehmen kurzfristig in seine derzeitige Bewertung hineinwachsen kann. Er wies ferner auf einen durchgängigen Trend bei Teslas Initiativen hin, bei denen die Realisierung oft über die ursprünglich von Management und Investoren prognostizierten Zeiträume hinausgeht. Diese Faktoren zusammen ergeben ein komplexes Bild für Tesla, das ein sorgfältiges Gleichgewicht zwischen ambitionierten technologischen Bestrebungen und der Notwendigkeit einer robusten finanziellen Leistung erfordert.

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