Goldman Sachs hat seine Ölpreisprognose für die zweite Hälfte des Jahres 2025 erheblich nach oben korrigiert. Diese Anhebung begründet sich mit zunehmenden Versorgungsrisiken, schwindenden Lagerbeständen in den OECD-Ländern und anhaltenden Produktionsbeschränkungen Russlands. Diese aktualisierte Einschätzung verdeutlicht eine Neukalibrierung der Marktdynamik, die ein stärker eingeschränktes Angebotsumfeld widerspiegelt als zuvor angenommen.
- Goldman Sachs erhöht die Brent-Prognose für H2 2025 auf 66 US-Dollar und die WTI-Prognose auf 63 US-Dollar.
- Die Prognosen für Brent (56 US-Dollar) und WTI (52 US-Dollar) für 2026 bleiben unverändert.
- Die OPEC+-Allianz wird voraussichtlich bis September Produktionskürzungen von 2,2 Millionen Barrel pro Tag (mbpd) zurücknehmen.
- Eine signifikante Reduzierung des iranischen Angebots könnte Brent auf 90 US-Dollar steigen lassen.
- Eine vollständige Rücknahme aller OPEC+-Kürzungen könnte die Preise in einem Rezessionsszenario 2026 auf 40 US-Dollar senken.
- Der langfristige Ausblick nach 2026 ist bullisch, getragen von der Erwartung reduzierter Reservekapazitäten.
Aktualisierte Preisprognosen für 2025 und 2026
Für die zweite Jahreshälfte 2025 prognostiziert das Institut nun einen durchschnittlichen Preis von 66 US-Dollar pro Barrel für Brent-Rohöl, eine Erhöhung um 5 US-Dollar gegenüber der früheren Schätzung. West Texas Intermediate (WTI) wird bei 63 US-Dollar erwartet, ein Anstieg um 6 US-Dollar. Die Prognosen für Brent und WTI für 2026 bleiben jedoch unverändert bei 56 bzw. 52 US-Dollar. Diese konstante 2026-Projektion gleicht den positiven Einfluss stärkerer Langfristpreise mit einem breiter erwarteten Überschuss von 1,7 Millionen Barrel pro Tag (mbpd) aus, was einer Steigerung von den zuvor erwarteten 1,5 mbpd entspricht.
OPEC+-Politik und mögliche Preisszenarien
Goldman erwartet zudem, dass die OPEC+-Allianz bis September Produktionskürzungen von 2,2 mbpd zurücknehmen wird, einschließlich einer finalen Erhöhung von 0,55 mbpd. Über das Basisszenario hinaus skizzierte die Bank mehrere mögliche Preisentwicklungen. Eine signifikante Reduzierung des iranischen Angebots könnte den Brent-Preis auf 90 US-Dollar ansteigen lassen, während umfangreiche Lagerhaltung durch Großverbraucher wie China die Preise 2026 bei etwa 60 US-Dollar stabilisieren könnte. Umgekehrt birgt eine umfassende Rücknahme aller OPEC+-Kürzungen – zusätzlich zu den aktuellen 2,2 mbpd auch die im April 2023 eingeleiteten 1,65 mbpd – ein erhebliches Abwärtsrisiko, das die Preise in einem Rezessionsszenario im Jahr 2026 potenziell auf 40 US-Dollar drücken könnte.
Langfristiger Ausblick und Absicherungsstrategien
Über das Jahr 2026 hinaus verschiebt sich Goldmans Langfristprognose ins Bullische, getragen von der Überzeugung, dass eine reduzierte Reservekapazität zu einem Preisanstieg führen wird. Diese Einschätzung wird durch Faktoren wie sinkende Investitionen in neue Nicht-OPEC-Projekte nach 2026 und ein anhaltendes globales Nachfragewachstum im kommenden Jahrzehnt untermauert. Trotz des langfristigen Optimismus behält Goldman für 2026 eine vorsichtige Haltung bei und rät Anlegern, sich gegen potenzielle Abwärtsrisiken abzusichern. Die empfohlene Strategie beinhaltet den Erwerb von Öl-Put-Optionen (oder Put-Spreads) und den gleichzeitigen Verkauf von Calls, wobei spezifisch ein Brent-Call von 75 US-Dollar für Juni 2026 vorgeschlagen wird, um einen Put-Spread von 55/45 US-Dollar zu finanzieren.

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