Einkommensquellen europäischer Senioren: Analyse des vielfältigen Finanzmixes im Alter

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By Johanna

Die finanzielle Stabilität der älteren Bevölkerung Europas stellt eine vielschichtige Herausforderung dar. Jüngste Daten der OECD belegen, dass Personen ab 65 Jahren in 28 von 29 europäischen Ländern tendenziell über ein geringeres durchschnittliches verfügbares Einkommen verfügen als die Gesamtbevölkerung. Luxemburg ist die einzige Ausnahme, was eine kontinentweite Ungleichheit hervorhebt und eine tiefere Untersuchung der Struktur und nationalen Unterschiede von Einkommensquellen älterer Bürger erforderlich macht.

  • In 28 von 29 europäischen Ländern haben über 65-Jährige ein geringeres verfügbares Einkommen als der Durchschnitt.
  • Öffentliche Transferleistungen machen durchschnittlich 66% des verfügbaren Einkommens für Senioren aus (Stand 2020).
  • Dieser Anteil variiert stark, von 86% in Belgien bis 41% in der Schweiz.
  • Arbeit trägt im Schnitt 21% zum Einkommen älterer Europäer bei, in Lettland bis zu 40%.
  • Kapitaleinkommen und private Betriebsrenten sind weniger verbreitet, wobei private Betriebsrenten in den Niederlanden 40% des Einkommens ausmachen.

Abhängigkeit von öffentlichen Transferleistungen

Die Analyse der Einkommensströme für Europäer ab 65 Jahren zeigt eine starke Abhängigkeit von öffentlichen Auszahlungen, vorwiegend staatlichen Renten und Leistungen. In 27 Ländern machen diese öffentlichen Transfers durchschnittlich 66% des verfügbaren Einkommens dieser Altersgruppe aus (Stand: 2020 oder neueste verfügbare Zahlen). Dieser Anteil variiert jedoch erheblich, von beachtlichen 86% in Belgien bis zu niedrigen 41% in der Schweiz. Länder wie Luxemburg (83%), Österreich (82%), Finnland (80%), Tschechien (76%), Italien (76%) sowie Portugal und Griechenland (jeweils 75%) weisen eine besonders hohe Abhängigkeit von öffentlichen Leistungen auf. Umgekehrt zeigen Länder wie das Vereinigte Königreich (42%), die Niederlande (43%) und Dänemark (45%) sowie die Schweiz geringere Anteile, was auf diversifiziertere Einkommensportfolios für ihre älteren Bevölkerungsgruppen hindeutet. Unter den größten Volkswirtschaften Europas führt Frankreich mit 78% Abhängigkeit von öffentlichen Transfers, was im starken Kontrast zu den 42% des Vereinigten Königreichs steht.

Die Rolle des Arbeitseinkommens

Über die öffentliche Unterstützung hinaus bleibt Arbeit eine entscheidende Einkommenskomponente für viele ältere Europäer und macht durchschnittlich 21% ihres verfügbaren Einkommens aus. Dieser Anteil erreicht in mehreren Ländern über ein Drittel, mit einem Spitzenwert von 40% in Lettland. Weitere Nationen, in denen Erwerbstätigkeit maßgeblich zum Einkommen älterer Menschen beiträgt, sind die Slowakei (36%), Litauen (35%), Estland und Polen (beide 34%) sowie Island (32%). Im Gegensatz dazu sind ältere Personen in Frankreich, Luxemburg, Finnland und Belgien am wenigsten auf Arbeitseinkommen angewiesen, wobei dieses typischerweise unter 11% ihres Gesamteinkommens liegt. Diese Divergenz unterstreicht unterschiedliche kulturelle und politische Ansätze zur Erwerbsbeteiligung nach dem Renteneintritt.

Kapitaleinkommen und private Betriebsrenten

Kapitaleinkommen, das hauptsächlich aus privaten Renten und Ersparnissen stammt, macht durchschnittlich 7% des Einkommens älterer Menschen aus, wobei sein Beitrag eine breite Spanne aufweist, von weniger als 1% in der Slowakei bis zu 23% in Dänemark. Bemerkenswerte Anteile von mindestens 10% werden in Ländern wie der Türkei und der Schweiz (beide 16%), Frankreich (15%), Schweden (12%), dem Vereinigten Königreich (11%) sowie Finnland, Norwegen und Island (jeweils 10%) beobachtet. Dies weist auf Unterschiede in den Spargepflogenheiten und der Verbreitung zusätzlicher privater Altersvorsorgesysteme hin. Private Betriebsrenten sind indes weniger global verbreitet und werden nur in sieben der untersuchten Länder als bedeutende Einkommensquelle ausgewiesen. Die Niederlande führen in dieser Kategorie, wobei diese Renten 40% des Einkommens ausmachen, gefolgt vom Vereinigten Königreich (33%) und der Schweiz (29%). Nordische Länder wie Schweden (19%), Dänemark (15%) und Norwegen (14%) zeigen ebenfalls bemerkenswerte Beiträge aus betrieblichen Systemen, während der Anteil Deutschlands mit 5% deutlich geringer ist.

Vielfältige soziale Sicherungssysteme und politische Herausforderungen

Die unterschiedlichen Beiträge dieser vier Einkommensquellen – öffentliche Transfers, Arbeit, Kapital und private Betriebsrenten – unterstreichen die vielfältige Natur der sozialen Sicherungssysteme in ganz Europa. Westeuropäische Länder, wie Belgien, Frankreich und Österreich, neigen dazu, stark von öffentlichen Renten abhängig zu sein. Viele nordische Länder, mit Ausnahme Finnlands, weisen diversifiziertere Einkommensprofile auf, die oft durch robuste private Rentensysteme gekennzeichnet sind. Umgekehrt zeigen ost- und südeuropäische Nationen, darunter Polen, die Slowakei, Griechenland und die Türkei, tendenziell eine höhere Abhängigkeit von arbeitsbezogenem Einkommen, oft aufgrund weniger entwickelter privater Betriebsrentensysteme. Da die Lebenserwartung weiter steigt, stehen politische Entscheidungsträger vor der komplexen Aufgabe, eine angemessene Unterstützung für die alternde Bevölkerung sicherzustellen und gleichzeitig die fiskalische Nachhaltigkeit zu wahren, insbesondere angesichts der anhaltenden Ungleichheiten bei der Altersarmut auf dem Kontinent.

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