Historische EU-Kartellstrafe: Google muss 2,95 Mrd. € wegen Adtech-Selbstbevorzugung zahlen.

Foto des Autors

By Felix Neumann

Die Europäische Union hat Google mit einer erheblichen Geldstrafe von 2,95 Milliarden Euro (3,45 Milliarden US-Dollar) belegt, eine der größten Kartellstrafen in der Geschichte des Blocks. Diese entscheidende Maßnahme unterstreicht die anhaltende globale regulatorische Überprüfung von Technologiegiganten, insbesondere Googles dominierende Position und die angeblichen Praktiken der Selbstbevorzugung innerhalb seines umfangreichen Werbetechnologie- (Adtech-) Ökosystems. Das Urteil markiert einen kritischen Wendepunkt für die digitale Werbebranche, indem es die Funktionsweise integrierter Plattformen in Frage stellt und die Marktdynamik für Verlage, Werbetreibende und Wettbewerber potenziell neu gestalten könnte.

  • Die EU verhängt eine Milliardenstrafe gegen Google wegen Kartellverstößen im Adtech-Sektor.
  • Die Anschuldigungen konzentrieren sich auf Googles dominante Stellung und Praktiken der Selbstbevorzugung.
  • Google soll seine Adtech-Tools so konzipiert haben, dass sie eigene Dienste bevorzugen und Konkurrenten benachteiligen.
  • Die Kommission fordert Google auf, das selbstbevorzugende Verhalten einzustellen und innerhalb von 60 Tagen Änderungen umzusetzen.
  • Google weist die Entscheidung zurück, plant Berufung einzulegen und hält die Strafe für ungerechtfertigt.

Die Anschuldigungen der Europäischen Kommission

Der Kern der Anschuldigung der Europäischen Kommission konzentriert sich auf Googles Kontrolle über entscheidende Segmente der Lieferkette für Online-Display-Anzeigen. Die Aufsichtsbehörden werfen Google vor, seine Adtech-Tools – von Einkaufsplattformen auf Werbetreibendenseite über Verkaufsplattformen auf Verlagsseite bis hin zur zentralen Anzeigenbörse – so konzipiert zu haben, dass sie die eigenen Dienste von Natur aus bevorzugen. Diese Integration, so die EU, benachteiligte systematisch rivalisierende Adtech-Anbieter, schränkte deren Interoperabilität ein und schuf ein unlauteres Wettbewerbsumfeld.

Die Untersuchung konzentrierte sich hauptsächlich auf Display-Anzeigen, die visuellen Banner, die auf Millionen von Websites allgegenwärtig sind. Die Aufsichtsbehörden argumentieren, dass Google ein System entwickelt hat, bei dem eine optimale Leistung nur dann erzielt wurde, wenn Unternehmen die umfassende Produktpalette von Google nutzten, wodurch effektiv ein geschlossener Kreislauf entstand, der den Wettbewerb behinderte und Googles Einnahmequellen priorisierte.

Forderungen der EU und Googles Reaktion

Als Reaktion darauf hat die Kommission Google ausdrücklich angewiesen, sein selbstbevorzugendes Verhalten einzustellen und innerhalb von 60 Tagen wesentliche Änderungen zur Behebung der festgestellten Interessenkonflikte umzusetzen. Eine Nichteinhaltung könnte zu weiteren, strengen Strafen führen. Die EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera betonte die Ernsthaftigkeit der Situation und erklärte: „Google hat seine beherrschende Stellung in der Adtech missbraucht und Verlagen, Werbetreibenden und Verbrauchern geschadet. Dieses Verhalten ist nach den EU-Kartellvorschriften illegal.“ Sie warnte vor „starken Abhilfemaßnahmen“, falls Google keinen ernsthaften Vorschlag unterbreitet.

Google hat die Entscheidung der EU jedoch entschieden zurückgewiesen; Lee-Anne Mulholland, die globale Leiterin für Regulierungsfragen des Unternehmens, bezeichnete das Urteil als „falsch“. Das Unternehmen hat seine Absicht bestätigt, Berufung einzulegen, und behauptet, dass die Geldstrafe ungerechtfertigt sei und die angeordneten Änderungen Tausenden europäischer Unternehmen schaden würden, indem sie deren Monetarisierungsstrategien erschweren. Google vertritt die Ansicht, dass die Bereitstellung von Diensten sowohl für Werbekäufer als auch für -verkäufer nicht wettbewerbswidrig sei und dass der Markt mehr Alternativen zu seinen Diensten biete als je zuvor.

Hintergrund der Untersuchung und geopolitischer Kontext

Die Kartelluntersuchung begann 2021 und prüfte, ob Googles vielseitige Adtech-Tools einen unfairen Vorteil schufen. Ein besonderes Anliegen war, wie Googles Anzeigenbörse, die als Vermittler Anzeigen mit Websites zusammenführt, angeblich Gebote von ihren eigenen Kauf-Tools priorisierte und der eigenen Publisher-Plattform überlegenen Zugang gewährte. Solche Vereinbarungen sollen die Marktgerechtigkeit verzerrt und es anderen Adtech-Unternehmen erheblich erschwert haben, zu konkurrieren.

Interessanterweise wurde der Zeitpunkt der Bekanntgabe der Geldbuße Berichten zufolge von umfassenderen geopolitischen Überlegungen beeinflusst. Reuters hatte zuvor berichtet, dass die Europäische Kommission die Entscheidung verzögert hatte, um Fortschritte bei einem EU-US-Handelsabkommen abzuwarten, das auf die Entschärfung transatlantischer Spannungen abzielt, einschließlich Diskussionen über die Reduzierung US-amerikanischer Zölle auf europäische Autos. Sobald diese umfassendere Handelsverhandlung Bewegung zeigte, verfuhr die Kommission zügig mit der Verhängung der milliardenschweren Strafe, was das komplexe Zusammenspiel zwischen Handelspolitik und Regulierungsdurchsetzung verdeutlicht.

Spread the love