JGBs: Anleihen-Verkauf treibt Renditen auf Höchststand seit 2008

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By Felix Neumann

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Der japanische Staatsanleihenmarkt (JGB), der lange Zeit von nahezu null Prozent Renditen und einer stoischen Investorenzufriedenheit geprägt war, erlebt eine dramatische Neukalibrierung. Eine Konvergenz aus wiedererstarkender Inflation, einer sich wandelnden Geldpolitik und strukturellen Marktdynamiken hat einen signifikanten Ausverkauf ausgelöst und die Renditen der richtungsweisenden 10-jährigen JGBs auf das höchste Niveau seit der Finanzkrise 2008 getrieben. Diese Volatilität gestaltet nicht nur die heimische Festzinslandschaft neu, sondern birgt auch potenzielle Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte.

Jahrelang verankerten eine ultralockere Geldpolitik und eine vernachlässigbare Inflation die Renditen japanischer Staatsanleihen nahe null und machten Vorhersagen eines Aufwärtstrends zunichte. Die Entscheidung der Bank of Japan (BoJ) im vergangenen Jahr, ihre achtjährige Politik der negativen Zinssätze zu beenden – eine Maßnahme, die durch die Rückkehr der Inflation notwendig wurde –, hat die Marktentwicklung grundlegend verändert. Dieser Politikwechsel hat einen erheblichen Ausverkauf ausgelöst, wobei die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen JGBs in den letzten Monaten die Marke von 1,5 Prozent überschritten hat. Es ist wichtig zu beachten, dass mit fallenden Anleihekursen die Renditen steigen.

Das Ausmaß dieses Ausverkaufs hat andere jüngste Markterschütterungen in den Schatten gestellt. Der Anstieg der Renditen 10-jähriger JGBs um etwa 0,5 Prozentpunkte Anfang 2025 hat entsprechende Anstiege bei britischen Staatsanleihen übertroffen, während die Renditen US-amerikanischer Staatsanleihen, des globalen Benchmarks, bis Ende September tatsächlich gesunken waren. Dieser dramatische Wandel markiert eine Abkehr von der traditionellen Wahrnehmung von JGBs als „langweilige Ecke“ des globalen Festzinsmarktes.

Mehrere Faktoren tragen zu dieser neuen Realität auf dem JGB-Markt bei. Die erheblichen Staatsschulden des Landes, die über 200 Prozent seiner Wirtschaftsleistung übersteigen, gepaart mit der Erwartung erhöhter Staatsausgaben und einer sich wandelnden Nachfrage traditioneller institutioneller Käufer wie Lebensversicherer, sind Schlüsselfaktoren. Der Ausverkauf war besonders ausgeprägt bei längerfristigen Schuldtiteln, wobei die Renditen 30-jähriger JGBs im letzten Monat mit über 3,2 Prozent ein Rekordhoch erreichten, was auf eine deutliche Steilheit der Zinskurve hindeutet.

Die jüngste Marktturbulenz wurde durch politische Unsicherheiten verschärft, darunter die Wahlergebnisse der regierenden Liberaldemokratischen Partei und die anschließenden Änderungen in der parteiinternen Führung. Dieser politische Hintergrund, kombiniert mit der schrittweisen Reduzierung der Anleihekäufe durch die BoJ und einer Reihe weniger erfolgreicher Staatsanleihenauktionen, hat die Marktunsicherheit verstärkt.

Als Reaktion auf die steigenden langfristigen Kreditkosten ergreifen die Behörden Maßnahmen. Die BoJ hat ein langsameres Tempo für die Reduzierung ihrer Wertpapierkäufe signalisiert, und das Finanzministerium reduziert proaktiv seine Emissionen von ultra-langfristigen Schulden für das laufende Fiskaljahr. Eine zentrale Frage bleibt, wie sich die erwarteten Zinserhöhungen der BoJ auf den Anleihenmarkt auswirken werden, insbesondere angesichts der gespaltenen Entscheidung der geldpolitischen Entscheidungsträger im September, bei der zwei eine sofortige Erhöhung befürworteten.

Die steigenden Renditen japanischer Staatsanleihen ziehen erhebliche Aufmerksamkeit von den internationalen Märkten auf sich. Analysten warnen, dass höhere inländische Renditen japanische Investoren dazu veranlassen könnten, Gelder aus dem Ausland zurückzuführen, was sie potenziell dazu veranlassen könnte, ausländische Anlagen, einschließlich US-Staatsanleihen und Eurozonen-Staatsanleihen, zu verkaufen und in JGBs zu reinvestieren. Dieser potenzielle Wandel stellt ein erhebliches Risiko für Märkte dar, auf denen japanische Investoren historisch gesehen bedeutende Akteure waren.

Die historische Erzählung über Wetten gegen JGBs, die oft als „Witwenmacher-Trades“ bezeichnet werden, da sie konsequent die fallenden Renditen nicht vorhersagen konnten, wird nun neu geschrieben. Der aktuelle Fokus hat sich darauf verlagert, zu erkennen, wann und wie der aktuelle Ausverkauf nachlassen wird. Einige Marktteilnehmer navigieren diese Volatilität, indem sie sich auf kurzfristige Handelsmöglichkeiten konzentrieren, wie die frühere Entscheidung von Pimco zeigt, von einer wahrgenommenen Überverkauftheit bei längerfristigen Schulden zu profitieren. Das jüngste Handelsabkommen zwischen Tokio und Washington hat ebenfalls dazu beigetragen, Bedenken hinsichtlich potenzieller Handelskonflikte, die das Wirtschaftswachstum und die Marktstabilität beeinträchtigen könnten, zu mildern. Während die aktuelle Situation beunruhigend sein mag, wird sie von einigen als Verbesserung gegenüber früheren Marktbedingungen angesehen.

Quellen

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