Seit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union hat sich eine signifikante Verschiebung im Ausgabeverhalten von High-End-Konsumenten abgezeichnet, die erhebliche Luxusausgaben vom Londoner Einzelhandel in kontinentaleuropäische Hauptstädte umleitet. Post-Brexit-Politikänderungen haben britische Verbraucher effektiv dazu motiviert, ihre hochpreisigen Einkäufe im Ausland zu tätigen, was zu einem spürbaren wirtschaftlichen Abfluss aus dem Vereinigten Königreich führt und gleichzeitig die Luxussektoren der EU-Staaten ankurbelt. Diese Dynamik verdeutlicht die greifbaren finanziellen Folgen geänderter Handelsrahmenbedingungen für das Konsumverhalten und die Volkswirtschaften.
- Seit Januar 2021 ist mehrwertsteuerfreies Einkaufen für britische Bürger in der EU möglich, da sie als Nicht-EU-Besucher gelten.
- Das Vereinigte Königreich schaffte gleichzeitig sein eigenes Mehrwertsteuer-Rückerstattungsprogramm für internationale Touristen ab.
- Britische Verbraucher gaben 2024 schätzungsweise 854 Mio. € (730 Mio. £) für mehrwertsteuerfreies Einkaufen in der EU aus, ein Anstieg um mehr als das Fünffache seit 2021.
- Walpole berichtet von bis zu 43 % geringeren Luxusexporten des VK in die EU seit dem Brexit.
- Die britische Luxusindustrie sieht sich mit Herausforderungen bei Lieferketten und dem Marktzugang konfrontiert.
- Die Nachfrage britischer Verbraucher nach Luxusgütern bleibt im Inland stark, was zu verpassten Umsätzen im VK führt.
Der Katalysator für diese ökonomische Migration ist die Wiedereinführung des mehrwertsteuerfreien Einkaufens für britische Bürger in der EU. Nach dem Brexit im Januar 2021 erhielten britische Käufer den Status von Nicht-EU-Besuchern und qualifizieren sich somit für Mehrwertsteuerrückerstattungen auf Käufe innerhalb des Blocks. Die Mehrwertsteuerrichtlinie der EU schreibt vor, dass Einzelhändler mindestens 15 % Mehrwertsteuer zurückerstatten müssen, wobei viele Länder im Durchschnitt 20 % zurückzahlen. Umgekehrt schaffte das Vereinigte Königreich gleichzeitig sein eigenes Mehrwertsteuerprogramm ab und positioniert sich damit als einziges großes globales Einkaufsziel, das internationalen Touristen keine steuerfreien Vorteile für persönliche Einkäufe bietet. Die einzigen Ausnahmen für mehrwertsteuerfreie Waren im Vereinigten Königreich sind online gekaufte Artikel, die direkt außerhalb des Landes versandt werden, oder Käufe in Nordirland durch EU-Bürger, die innerhalb von drei Monaten ausreisen. Selbst ehemals übliche mehrwertsteuerfreie Flughafenkäufe, wie Elektronik oder Designerkosmetika, unterliegen nun für britische Reisende der Mehrwertsteuer, ausgenommen Alkohol und Tabak.
Diese politische Disparität hat zu einer dramatischen Umleitung der Ausgaben geführt. Ein Bericht der Association of International Retail (AIR) zeigt, dass britische Verbraucher 2024 schätzungsweise 854 Millionen Euro (730 Millionen Pfund) für mehrwertsteuerfreies Einkaufen in der EU ausgaben, ein mehr als fünffacher Anstieg gegenüber 169 Millionen Euro im Jahr 2021. Dieser Anstieg ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass bestehende Verbraucher mehr ausgeben; er kennzeichnet die Entstehung eines neuen einkaufsorientierten Tourismusmarktes, der zusätzliche Einnahmen für europäische Hotels, Transportunternehmen und Restaurants generiert. So meldete das Pariser Tourismusbüro 2023 einen Anstieg der britischen Besucher in der französischen Hauptstadt um 44 %, den höchsten Zuwachs unter den europäischen Touristen, was die Attraktivität der Einkaufsanreize des Kontinents unterstreicht.
Auswirkungen auf den britischen Luxussektor und die Exporte
Die britische Luxusindustrie, vertreten durch Walpole – die offizielle Organisation für Marken wie Rolls-Royce und Burberry –, hat starke Bedenken hinsichtlich dieser Steueränderungen geäußert. Eine im Mai veröffentlichte Walpole-Studie hob einen signifikanten „Brexit-Effekt“ auf Luxusexporte in die EU hervor, der besagt, dass diese bis zu 43 % niedriger waren, als sie ohne den Brexit gewesen wären. Allein der Mode- und Accessoires-Sektor verzeichnete Berichten zufolge einen Verlust von 64 %. Dies hat tiefgreifende Auswirkungen auf eine Industrie, die über 450.000 Arbeitsplätze sichert und schätzungsweise 14,6 Milliarden Pfund (16,8 Milliarden Euro) zum britischen Fiskus beiträgt.
Über die Umsätze hinaus sehen sich britische Luxusmarken Herausforderungen in ihren Lieferketten und ihrer Marktpräsenz gegenüber. Berichten zufolge haben Verzögerungen, unerwartete Kuriergebühren und inkonsistente Grenzkontrollen EU-Kunden abgeschreckt, was zu negativen Bewertungen und einem Rückgang des Vertrauens in britische Marken führte. Der europäische Markt ist entscheidend für diese Unternehmen, da er sowohl ihre größte Kundenbasis darstellt als auch ein Angelpunkt für die Beschaffung kritischer Materialien, wie Leder aus toskanischen Gerbereien oder Kaschmir aus schottischen Spinnereien. Wie Helen Brocklebank, CEO von Walpole, feststellte: „Luxus ist ein globales Phänomen, aber er nennt das Vereinigte Königreich und Europa sein Zuhause.“ Da die EU 74 % der weltweiten Luxusgüter produziert und 62 % davon exportiert, stellt der eingeschränkte Zugang der britischen Industrie zu diesem vitalen Ökosystem eine erhebliche verpasste Chance dar, insbesondere angesichts der Prognose, dass der Sektor bis 2028 125 Milliarden Pfund (144 Milliarden Euro) erreichen wird.
Britische Konsumbereitschaft und Zukunftsaussichten
Trotz der Herausforderungen für den heimischen Luxussektor bleibt die britische Konsumbereitschaft für High-End-Waren robust. Eine YouGov-Umfrage aus dem Jahr 2024 ergab, dass ein Viertel der Briten im Vorjahr ein Luxusprodukt gekauft hatte, wobei 45 % bereit waren, einen Aufpreis für solche Marken zu zahlen. Über die Hälfte dieser Verbraucher gab bis zu 500 Pfund aus, während bemerkenswerte 9 % über 5.000 Pfund lagen. Zudem erwartet mehr als ein Drittel der Luxuskäufer, dieses Jahr einen ähnlichen Betrag auszugeben. Diese anhaltende Binnennachfrage, gepaart mit den aktuellen Mehrwertsteuerregelungen, deutet darauf hin, dass jeder hochpreisige Einkauf eines britischen Verbrauchers in der EU faktisch einen verpassten Umsatz für die britische Wirtschaft darstellt. Die Situation unterstreicht die dringende Notwendigkeit einer politischen Neubewertung durch die britische Regierung, um den Wettbewerbsnachteil ihres Luxuseinzelhandelssektors anzugehen und diese erheblichen heimischen Ausgaben zurückzugewinnen.

Felix schreibt über Kurse, als wären sie Charaktere in einer Soap – mit Drama, Wendungen und gelegentlichen Crashs. Er hat eine Schwäche für Diagramme, benutzt das Wort „Volatilität“ in Alltagsgesprächen und bringt sogar seine Katze dazu, die DAX-Tabelle täglich zu beobachten. Sein Lieblingsspruch: „Buy the dip – und den Kaffee gleich dazu.“