Deutlicher Ölpreisrückgang: Geopolitik weicht Fundamentaldaten und Überschuss-Prognose.

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By Nina Berger

Die globalen Ölpreise verzeichnen ihren deutlichsten wöchentlichen Rückgang seit März 2023. Marktteilnehmer preisen die geopolitische Risikoprämie, die mit dem jüngsten Iran-Israel-Konflikt verbunden war, zunehmend aus. Trotz anfänglicher Volatilität hat das Ausbleiben wesentlicher Störungen der Ölversorgungsrouten den Fokus des Marktes wieder auf fundamentale Angebots- und Nachfragedynamiken gelenkt, wodurch die Benchmarkpreise auf Niveaus vor der Eskalation zurückfielen.

Sowohl Brent-Rohöl-Futures als auch U.S. West Texas Intermediate (WTI) befinden sich auf einem Abwärtstrend und steuern jeweils auf einen wöchentlichen Rückgang von etwa 12 % zu. Diese Umkehr folgt einem anfänglichen Anstieg auf ein Fünfmonatshoch, der durch Berichte über US-Militäraktionen gegen iranische Nuklearanlagen ausgelöst wurde. Die Preise zogen sich jedoch stark zurück, nachdem Präsident Donald Trump einen Waffenstillstand zwischen Iran und Israel ankündigte, was eine Deeskalation der unmittelbaren Spannungen signalisierte.

Fundamentale Marktbedingungen und Analystenperspektiven

Analysten und Händler sind sich weitgehend einig, dass die jüngsten geopolitischen Ereignisse keine wesentlichen Auswirkungen auf den globalen Ölfluss hatten. Analysten von Macquarie hoben in einer kürzlich veröffentlichten Forschungsnotiz einen fundamental überversorgten Markt hervor. Sie prognostizierten für das Jahr 2025 einen Überschuss von etwa 2,1 Millionen Barrel pro Tag (bpd).

Obwohl sie ihre WTI-Prognosen um 2 US-Dollar pro Barrel nach oben korrigierten und für dieses Jahr einen Durchschnittspreis von 67 US-Dollar sowie für das nächste Jahr 60 US-Dollar erwarteten, geschah dies, um eine geopolitische Risikoprämie zu berücksichtigen, die sich letztlich als kurzlebig erwies.

Impulse für eine kurzfristige Markterholung

Gegen Ende der Woche wurden bescheidene Preisgewinne verzeichnet, die auf Daten der US-Regierung zurückzuführen waren. Diese Daten zeigten einen Abbau der Rohöl- und Treibstoffbestände, begleitet von steigender Raffinerieaktivität und -nachfrage. Laut Phil Flynn, Senior Analyst bei der Price Futures Group, deutet dies darauf hin, dass der Markt beginnt, eine Verknappung der Rohölbestände anzuerkennen.

Die Marktstimmung wurde zusätzlich durch einen Bericht des Wall Street Journal gestärkt, der eine beschleunigte Zeitlinie von Präsident Trump für die Auswahl des nächsten Chefs der Federal Reserve nahelegte. Dies befeuerte Spekulationen über mögliche US-Zinssenkungen, die typischerweise die Wirtschaftstätigkeit und folglich die Ölnachfrage stimulieren würden.

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