Vor dem Hintergrund eskalierender globaler Handelsspannungen und einer beispiellosen politischen Überprüfung der Geldpolitik zeigten die großen globalen Aktienmärkte eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und erreichten neue Höchststände. Diese Divergenz zwischen geopolitischer Unsicherheit und Anlegeroptimismus unterstreicht ein komplexes Zusammenspiel aus starken Unternehmensergebnissen, günstiger Währungendynamik und der anhaltenden Überzeugung, dass potenzielle wirtschaftliche Störungen durch Zölle weniger gravierend ausfallen könnten als ursprünglich angenommen.
- Globale Aktienmärkte erreichten trotz Handelsspannungen und politischer Prüfung neue Höchststände.
- S&P 500 und Nasdaq verzeichneten Rekordwerte, getragen von Technologie- und Kommunikationsdienstleistungssektoren.
- Der US-Dollar verzeichnete seine größte monatliche Abwertung, während Gold ein Einmonatshoch erreichte.
- Präsident Trump drohte mit Zöllen von bis zu 50%, was die effektive US-Zollrate auf rund 20% ansteigen ließ.
- Anleger ignorierten Handelsbedenken weitgehend, gestützt durch frühere Deeskalationen und solide US-Wirtschaftsdaten.
Am Montag verzeichneten die globalen Aktienmärkte solide Gewinne, wobei die S&P 500- und Nasdaq-Indizes neue Höchststände erreichten, primär angetrieben durch eine starke Performance in den Sektoren Kommunikationsdienstleistungen und Technologie. So verbuchte Verizon beispielsweise einen deutlichen Kursanstieg, nachdem das Unternehmen seine jährliche Gewinnprognose angehoben hatte. Gleichzeitig legte auch der MSCI World Index zu, wobei die Stärke der asiatischen Märkte eine gewisse Schwäche in Europa kompensierte. Diese optimistische Marktstimmung wurde zusätzlich durch einen Rückgang der Renditen von US-Staatsanleihen gestärkt, was zu einer Abflachung der Zinskurve führte, sowie durch eine bemerkenswerte Abwertung des Dollar-Index, der seinen größten Rückgang seit über einem Monat verzeichnete, insbesondere gegenüber dem Yen. Auch Gold erreichte ein Einmonatshoch, was eine allgemeine Flucht in sichere Häfen inmitten von Währungs- und Anleihebewegungen widerspiegelt.
Die anhaltende Marktrallye findet statt, obwohl Präsident Donald Trump erhebliche Zölle angedroht hat, darunter 30 % auf Importe aus Mexiko und der Europäischen Union sowie unterschiedliche Sätze von bis zu 50 % für andere Partner wie Kanada, Japan und Brasilien. Diese Drohungen haben Experten dazu veranlasst, die laufende effektive aggregierte US-Zollrate auf nahezu 20 % zu schätzen. Während US-Handelsminister Howard Lutnick sich zuversichtlich zeigte, ein Handelsabkommen mit der Europäischen Union zu erzielen, prüft die EU gleichzeitig mögliche Gegenmaßnahmen. Anleger scheinen diese Handelsbedenken weitgehend abzuschütteln, teils aufgrund der früheren Neigung Präsident Trumps, nach Marktvolatilität zu deeskalieren, und der Möglichkeit von verschobenen Fristen oder angepassten endgültigen Zollsätzen. Darüber hinaus haben die jüngsten US-Wirtschaftsdaten und die Ergebnisse des zweiten Quartals die Prognosen im Allgemeinen übertroffen, was auf eine solide zugrunde liegende Wirtschaftstätigkeit hindeutet, selbst wenn ein Teil davon auf vorgezogene Käufe von Unternehmen und Verbrauchern vor den endgültigen Zöllen zurückzuführen ist. Der US-Wirtschaftsüberraschungsindex von Citi zeigte einen Aufwärtstrend, im Gegensatz zu stagnierenden europäischen und fallenden chinesischen Äquivalenten.
Die Nuance der Zentralbankunabhängigkeit
Ein paralleles und gleichermaßen kritisches Thema, das die Finanzmärkte beeinflusst, ist die zunehmende Debatte um die Unabhängigkeit der Zentralbanken, die durch die öffentliche Kritik Präsident Trumps an Jerome Powell, dem Vorsitzenden der Federal Reserve, noch verstärkt wurde. Das Konzept der Zentralbankunabhängigkeit gilt weithin als grundlegend für stabile Finanzmärkte, da es sicherstellt, dass die Geldpolitik von langfristiger wirtschaftlicher Stabilität und nicht von kurzfristigem politischem Druck geleitet wird. Die Aufrechterhaltung dieser theoretischen Trennung erweist sich jedoch in der Praxis als schwierig, da Zentralbanken letztlich Schöpfungen ihrer nationalen Regierungen sind und diesen gegenüber rechenschaftspflichtig sind.
Akademische Diskussionen unterscheiden oft zwischen ‚De-jure-Unabhängigkeit‘ (rechtlich oder institutionell) und ‚De-facto-Unabhängigkeit‘ (operativ). Interessanterweise erreicht die 1913 gegründete US-amerikanische Federal Reserve eine relativ niedrige Punktzahl bei der De-jure-Unabhängigkeit (0,61 auf einem Index, bei dem 1 totale Unabhängigkeit bedeutet), insbesondere im Vergleich zur Europäischen Zentralbank (0,90) oder sogar der People’s Bank of China (0,66). Dies ist größtenteils auf ihre relativ unveränderten Gründungsstatuten zurückzuführen. Dennoch wird die Fed auf De-facto-Basis aufgrund ihrer Struktur, Transparenz und ihrer Rechenschaftspflichtmechanismen, wie den regelmäßigen Pressekonferenzen und Kongressauftritten des Vorsitzenden, weithin als hochgradig unabhängig angesehen.
Die operative Unabhängigkeit der Fed hat sich durch ihre politischen Entscheidungen deutlich gezeigt, etwa durch ihren geduldigen Ansatz bei der Zinserhöhung, als die Inflation nach der Pandemie erstmals stark anstieg, und ihre derzeit vorsichtige Haltung bei der Zinssenkung inmitten von Handelsunsicherheiten. Die ehemalige Fed-Vorsitzende und US-Finanzministerin Janet Yellen hob die wahrgenommene Schwere der politischen Einmischung hervor und erklärte, dass die Äußerungen von Präsident Trump denen eines Staatschefs einer „Bananenrepublik“ ähnelten, der eine ungezügelte Geldschöpfung erwäge. Auch wenn der Austausch des Fed-Vorsitzenden die Unabhängigkeit nicht gänzlich beseitigen würde, da der Vorsitzende nur eine von zwölf Stimmen hat, ist die Position unbestreitbar einflussreich. Untersuchungen zeigen, dass präsidiale Interaktionen mit Fed-Beamten überwiegend mit dem Vorsitzenden stattfinden, was die kritische Bedeutung dieser Ernennung für die Gestaltung der geldpolitischen Autonomie unterstreicht. Die zunehmende Macht der Zentralbanken, verbunden mit einem globalen Anstieg des Populismus, hat die politischen Anreize zur Ausübung von Kontrolle verstärkt, was darauf hindeutet, dass die Handlungen von Präsident Trump möglicherweise an der Spitze eines breiteren Trends stehen.
Globaler Kontext und Ausblick
Über die USA hinaus bereiten sich die globalen Märkte auf wichtige Entwicklungen vor. Japans Aktien- und Anleihenmärkte werden voraussichtlich auf die Ergebnisse der Oberhauswahl vom Sonntag reagieren, bei der die regierende Koalition ihre Mehrheit verlor, obwohl Premierminister Shigeru Ishiba geschworen hat, an der Macht zu bleiben, unter Verweis auf die bevorstehende Zollfrist am 1. August mit den Vereinigten Staaten. Weitere wichtige Ereignisse am Horizont sind die Veröffentlichung des Protokolls der jüngsten Sitzung der Reserve Bank of Australia, die Exportzahlen Taiwans für Juni und die Daten zur Staatsverschuldung aus Großbritannien. Darüber hinaus wird erwartet, dass die Anhörungen von Andrew Bailey, dem Gouverneur der Bank of England, und der britischen Schatzkanzlerin Rachel Reeves vor dem Parlament sowie die US-Quartalsergebnisse großer Unternehmen wie Philip Morris und Coca-Cola weitere Marktimpulse liefern werden.

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