Match Group: Hinge boomt, Tinder schwächelt – Die Strategie für intentionales Online-Dating

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By Felix Neumann

Die Match Group, ein dominantes Unternehmen im Online-Dating-Sektor, hat kürzlich ein Finanzquartal gemeldet, das von gegensätzlichen Leistungen ihrer Schlüsselplattformen geprägt war. Während Tinder, historisch gesehen der größte Umsatzträger, einen deutlichen Rückgang verzeichnete, entwickelte sich Hinge zu einem bedeutenden Wachstumsmotor. Dies könnte einen strategischen Fahrplan zur Neubelebung des gesamten digitalen Dating-Ökosystems inmitten sich wandelnder Nutzererwartungen bieten.

  • Tinder verzeichnete einen Umsatzrückgang von 4 % auf 461 Millionen US-Dollar.
  • Hinge steigerte seinen Umsatz im zweiten Quartal um 25 % gegenüber dem Vorjahr auf 168 Millionen US-Dollar.
  • Die Anzahl der zahlenden Nutzer von Hinge stieg um 18 % auf 1,7 Millionen.
  • CEO Spencer Rascoff plant, Tinder nach dem „Intentionalität“-Modell von Hinge zu revitalisieren.
  • Nutzer sind zunehmend frustriert von „Wischmüdigkeit“ und suchen bedeutungsvollere Verbindungen.
  • Über eine halbe Million Nutzer verließen Tinder in Großbritannien zwischen Mai 2023 und Ende 2024.

Gegensätzliche Entwicklung: Hinge als Wachstumstreiber

Diese divergierende Wachstumsentwicklung wurde vom CEO Spencer Rascoff während der jüngsten Gewinnmitteilung des Unternehmens hervorgehoben. Rascoff lobte Hinge als Paradebeispiel für effektive Produktentwicklung und Teamsynergie. Steven Bailey, CFO der Match Group, erläuterte die robuste Performance von Hinge und berichtete von einem Anstieg des Umsatzes im zweiten Quartal um 25 % gegenüber dem Vorjahr auf 168 Millionen US-Dollar. Dieses Wachstum wurde durch eine 18-prozentige Zunahme der zahlenden Nutzer auf 1,7 Millionen untermauert, ergänzt durch einen Anstieg des Umsatzes pro zahlendem Nutzer um 6 %, der sich 32 US-Dollar näherte.

Tinders Rückgang und der strategische Neuanfang

Im krassen Gegensatz dazu verzeichnete Tinder einen Umsatzrückgang von 4 % auf 461 Millionen US-Dollar. Rascoff, der die CEO-Rolle im Februar übernahm, formulierte eine klare strategische Notwendigkeit, Tinder durch die Anpassung von Elementen aus Hinges erfolgreichem Modell zu revitalisieren. Er betonte Hinges Kernphilosophie: die Priorisierung der Nutzer-Intentionalität, um qualitativ hochwertigere Dates zu ermöglichen – ein Prinzip, das nun in Tinders operatives Rahmenwerk integriert werden soll.

Branchenweite Herausforderungen und Nutzerunzufriedenheit

Dieser strategische Kurswechsel spiegelt eine umfassendere Herausforderung wider, mit der die Online-Dating-Branche konfrontiert ist. Phänomene wie „Wischmüdigkeit“ („swiping fatigue“) und die Wahrnehmung von Plattformen als „Zahlenspiel“ haben zu Nutzerunzufriedenheit geführt. Ein Memo von Rascoff vom März bestätigte die Frustrationen der Nutzer und stellte fest, dass der Wunsch nach bedeutungsvolleren Verbindungen gegenüber oberflächlichen Interaktionen zunimmt. Dieses Gefühl wird durch externe Daten untermauert, wie etwa einen Bericht der britischen Online-Verhaltensforschungsgruppe Ofcom, der darauf hinwies, dass über eine halbe Million Nutzer Tinder zwischen Mai 2023 und Ende 2024 verlassen haben.

Der Erfolg von Hinge als Blaupause für Tinder

Der Erfolg von Hinge, so Rascoff, beruht auf seinem unerschütterlichen Fokus auf „Intentionalität“ und der innovativen Anwendung von künstlicher Intelligenz zur Förderung durchdachtere, qualitativ hochwertigerer Interaktionen. Dieser Ansatz unterstützt Nutzer dabei, Antworten zu formulieren, die stärkere erste Eindrücke hinterlassen und über rein oberflächliches Engagement hinausgehen. Das Vertrauen, das aus Hinges Leistung gewonnen wird, fließt nun direkt in die Turnaround-Initiativen für Tinder ein, um dessen Relevanz und Attraktivität in einem dynamischen und wettbewerbsintensiven Markt wiederherzustellen.

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