Shein unter Druck: Millionenstrafen und IPO-Hürden wegen irreführender Umweltclaims in Europa

Foto des Autors

By Nina Berger

Der globale Fast-Fashion-Riese Shein sieht sich in ganz Europa mit eskalierendem Regulierungsdruck konfrontiert, der zu erheblichen Geldstrafen und erhöhter Kontrolle seiner Umweltbehauptungen und Geschäftspraktiken führt. Diese Welle von Durchsetzungsmaßnahmen, einschließlich der jüngsten Strafen italienischer und französischer Behörden, unterstreicht einen wachsenden internationalen Fokus auf Unternehmensangaben zur Nachhaltigkeit und den Verbraucherschutz. Dies wirkt sich direkt auf Sheins Betriebsstrategien und seine seit langem stagnierenden Ambitionen für eine Börsennotierung aus.

  • Shein ist in Europa mit zunehmendem Regulierungsdruck konfrontiert.
  • Erhebliche Geldstrafen wurden von italienischen und französischen Behörden verhängt.
  • Umweltbehauptungen und Geschäftspraktiken stehen unter erhöhter Prüfung.
  • Die Unternehmensambitionen für einen Börsengang sind beeinträchtigt.
  • Ein wachsender internationaler Fokus auf Nachhaltigkeitsangaben und Verbraucherschutz ist erkennbar.

Regulierungsdruck in Europa

Strafen in Italien und Frankreich

Die italienische Wettbewerbsbehörde (AGCM) verhängte kürzlich eine Geldstrafe von 1 Million Euro gegen Infinite Styles Services Co. Limited, die in Dublin ansässige Einheit, die Sheins europäische Website betreibt. Die AGCM begründete dies mit „irreführenden und/oder täuschenden Umweltbotschaften und -behauptungen“ in verschiedenen Werbebereichen. Insbesondere befand die Behörde Sheins Behauptungen bezüglich der Recycelbarkeit und seines „Kreislaufsystems“ zur Abfallminimierung als falsch oder verwirrend. Darüber hinaus wurden die angegebenen Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 und zur Klimaneutralität bis 2050 als vage angesehen und standen im Widerspruch zu einem tatsächlichen Anstieg der Unternehmensemissionen in den Jahren 2023 und 2024.

Diese italienische Maßnahme folgt einer erheblichen Geldstrafe von 40 Millionen Euro, die Frankreichs Kartellbehörde im Juli nach einer elfmonatigen Untersuchung verhängt hatte. Die französische Generaldirektion für Wettbewerb, Verbraucherfragen und Betrugsbekämpfung (DGCCRF) kam zu dem Schluss, dass Shein „irreführende Geschäftspraktiken gegenüber Verbrauchern“ angewendet hat, insbesondere hinsichtlich der Richtigkeit von Preisnachlässen und des Umfangs seiner Umweltverpflichtungen. Shein bestätigte die französische Geldbuße und erklärte, bereits Maßnahmen ergriffen zu haben, um die vom Regulator mitgeteilten Verstöße zu beheben. Über diese Geldstrafen hinaus hat die Europäische Kommission auch Untersuchungen zu potenziellen Verstößen gegen EU-Verbraucherschutzvorschriften und den Digital Services Act eingeleitet.

Geschäftsmodell und Finanzleistung

Sheins Geschäftsmodell, das auf dem Angebot extrem günstiger Produkte basiert, hat sein rasantes Wachstum vorangetrieben und eine riesige globale Kundenbasis geschaffen. Laut mit dem Unternehmen vertrauten Quellen, wie von Bloomberg berichtet, stieg Sheins Nettogewinn im ersten Quartal auf über 400 Millionen US-Dollar bei einem Umsatz von nahezu 10 Milliarden US-Dollar. Diese starke finanzielle Leistung wurde Berichten zufolge durch erhöhte Kundeneinkäufe im Vorfeld potenzieller Zölle der US-Regierung verstärkt. Diese aggressive Preisstrategie steht jedoch häufig im starken Kontrast zu der erheblichen Prüfung hinsichtlich ihres ökologischen Fußabdrucks und ihrer Arbeitspraktiken.

Herausforderungen beim Börsengang

Die anhaltenden Kontroversen, insbesondere bezüglich angeblicher Menschenrechtsverletzungen und Zwangsarbeit, haben Sheins Ambitionen, einen Börsengang (IPO) zu lancieren, erheblich erschwert. Sein Versuch, in London zu listen, ist seit über einem Jahr ins Stocken geraten, hauptsächlich aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zwischen chinesischen und britischen Regulierungsbehörden über die Formulierung im Risikooffenlegungsabschnitt seines Prospekts, insbesondere in Bezug auf Beschaffungspraktiken aus Chinas Xinjiang-Region. Die US-Regierung und verschiedene Nichtregierungsorganisationen haben die chinesische Regierung beschuldigt, Zwangsarbeit gegen Uiguren in Xinjiang einzusetzen. Inmitten der Londoner Pattsituation berichtete die Financial Times letzten Monat, dass Shein vertraulich einen Antrag für einen Börsengang in Hongkong eingereicht habe, was eine Verschiebung seiner Strategie für den öffentlichen Markt signalisiert.

Spread the love