Die europäische Wirtschaftslandschaft belohnt höhere Bildung nachweislich, wobei Universitätsabsolventen durchweg höhere Einkommen erzielen als ihre weniger gebildeten Kollegen. Diese Diskrepanz, die auf dem gesamten Kontinent besteht, weist erhebliche regionale Unterschiede auf und wird durch ein komplexes Zusammenspiel nationaler Politiken, Arbeitsmarktstrukturen und sozialer Modelle beeinflusst. Das Verständnis dieser Dynamiken ist für politische Entscheidungsträger und Einzelpersonen, die sich auf dem sich entwickelnden wirtschaftlichen Terrain bewegen, von entscheidender Bedeutung.
Eurostat-Daten zeigen im Jahr 2024 ein mittleres jährliches Netto-Verfügungseinkommen in der Europäischen Union von 21.644 €, bereinigt nach Haushaltsgröße. Diese Zahl, die das für Ausgaben oder Sparen verfügbare Einkommen nach Steuern und anderen Abzügen darstellt, ist nach Bildungsstand aufgeschlüsselt. Personen mit hohem Bildungsstand (tertiär, ISCED-Stufen 5-8) berichten von einem mittleren Nettoeinkommen von 29.490 €. Dies steht im Gegensatz zu 21.401 € für Personen mit mittlerer Bildung (obere Sekundarstufe und postsekundäre nicht-tertiäre Bildung, ISCED-Stufen 3-4) und 17.517 € für Personen mit geringer Bildung (Vorschul-, Primär- und untere Sekundarbildung, ISCED-Stufen 0-2). Folglich verdienen Universitätsabsolventen in der EU etwa 38 % mehr als Personen mit mittlerer Bildung und 68 % mehr als Personen mit geringer Bildung.
Die Verdienstprämie, die mit einem Universitätsabschluss im Vergleich zu einer mittleren Bildung verbunden ist, zeigt eine bemerkenswerte regionale Divergenz. Diese Prämie reicht von bescheidenen 6 % in Island bis zu erheblichen 62 % in der Türkei. Innerhalb der EU variiert die Lücke von 15 % in Österreich bis zu 57 % in Litauen. Ein erkennbares Muster zeichnet sich ab, wobei osteuropäische und südosteuropäische Länder im Allgemeinen höhere Verdienstprämien aufweisen. Länder wie Litauen, Albanien, Rumänien, Bulgarien, Montenegro, Lettland und Serbien berichten von erheblichen Einkommensvorteilen für Universitätsabsolventen. Umgekehrt weisen die nordischen Länder und Teile Mitteleuropas, darunter Island, Norwegen, Schweden, Dänemark und Österreich, kleinere Lücken auf, was auf eine komprimiertere Einkommensverteilung auf der Grundlage des Bildungsniveaus hindeutet.
Die Untersuchung der Einkommensdifferenz zwischen hohem und niedrigem Bildungsstand zeigt eine noch größere Diskrepanz innerhalb der EU, die im Durchschnitt 68 % erreicht. Diese Lücke vergrößert sich in mehreren osteuropäischen Ländern dramatisch, wo Universitätsabsolventen mehr als das Doppelte dessen verdienen können, was Personen mit geringem Bildungshintergrund verdienen. Bulgarien beispielsweise verzeichnet eine außergewöhnliche Differenz von 178 %. Diese Länder weisen oft niedrigere Mindestlöhne auf, was zu dieser ausgeprägten Einkommensdivergenz beiträgt. Im Gegensatz dazu weisen mehrere west- und nordeuropäische Länder, darunter Island, Norwegen, Dänemark, Finnland, die Niederlande, Schweden, Slowenien und Österreich, eine Lücke zwischen hohen und niedrigen Verdiensten von unter 50 % auf.
Mehrere Faktoren tragen zu diesen unterschiedlichen Verdienstlücken bei. Die Ausgestaltung von Steuer- und Transfersystemen spielt eine bedeutende Rolle, da die ausgewiesenen Nettoeinkommenszahlen nach Steuern und Transfers sind. Unterschiede bei den persönlichen Einkommensteuersätzen in Europa, wobei in den nordischen Ländern höhere und in Osteuropa niedrigere Sätze üblich sind, können die Nettoeinkommensdisparitäten beeinflussen. Darüber hinaus sind Arbeitsmarktstrukturen, einschließlich der Stärke von Gewerkschaften, der Verbreitung von Tarifverträgen und der Qualität der Arbeitsumgebungen, entscheidende Faktoren.
Soziale Modelle und Bildungssysteme
In Ländern mit kleineren Verdienstlücken, wie den nordischen Ländern, den Niederlanden und Österreich, tragen robuste soziale Sicherungssysteme, umfassende Leistungen und aktive Arbeitsmarktpolitiken zu einer gerechteren Einkommensverteilung bei. Wie Dr. Gabriel Zajur, Sozialexperte der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte, feststellte, ist eine kleinere Prämie oft ein Beweis für ein erfolgreiches Sozialmodell und nicht für eine Schwäche der Hochschulbildung. In Ländern wie Deutschland, Österreich und der Schweiz integrieren duale tertiäre Berufsbildungs- und Ausbildungssysteme (VET) Personen mit geringerem Bildungshintergrund effektiv in gut bezahlte Positionen und verringern so die Einkommenslücke für Absolventen ohne umfangreiche Umverteilung. Umgekehrt sind größere Lücken in anderen Regionen oft mit schwächeren sozialen Sicherungssystemen, größerer Einkommensungleichheit zwischen Wirtschaftssektoren, höherem informellem Beschäftigungsniveau und einer größeren Konzentration von Kleinunternehmen verbunden.

Kolumnistin für Geld, Menschen & Geschichten hinter den Zahlen
Nina findet, dass sich hinter jeder Zahl eine Geschichte verbirgt – manchmal tragisch, oft absurd, aber immer spannend. Sie schreibt mit Herz, Verstand und einem scharfen Blick für Details. Während andere nur den Chart sehen, fragt sie sich: Wer hat eigentlich diesen Kursanstieg ausgelöst – und warum? Übrigens: Sie hat ein Sparkonto seit sie 6 ist und gibt trotzdem zu viel für Bücher aus.