Der Ansatz der Trump-Regierung bei internationalen Handelsabkommen war einzigartig geprägt von einem Fokus auf die Sicherung substanzieller Zusagen für ausländische Investitionen, oft von Präsident Donald Trump als direkte finanzielle Beiträge oder „Geschenke“ an die Vereinigten Staaten dargestellt. Diese Interpretation weicht jedoch häufig stark von der Art und Weise ab, wie die Partnernationen diese Verpflichtungen selbst beschreiben, was eine erhebliche Diskrepanz im Verständnis und in der Durchsetzbarkeit solcher Abkommen offenbart.
- Präsident Trump betonte hohe Investitionszusagen (z.B. 550 Mrd. USD von Japan, 600 Mrd. USD von der EU) als wirtschaftliche Erfolge.
- Diese Zusagen wurden von Trump oft als „Geschenke“ oder „Startkapital“ dargestellt und mit möglichen Zollsatzsenkungen verknüpft.
- Partnernationen wie die EU und Japan interpretierten die Verpflichtungen anders, oft als private oder lediglich aspirative Investitionen.
- Die Durchsetzbarkeit der Zusagen war umstritten, da viele als Rahmenvereinbarungen und nicht als bindende Abkommen galten.
- Das Weiße Haus drohte bei Nichteinhaltung mit Vergeltungsmaßnahmen, während die EU auf ihre begrenzte Durchsetzungsbefugnis im Privatsektor hinwies.
Präsident Trump hob diese milliardenschweren Zusagen stets als große Erfolge hervor und stellte sie als greifbare wirtschaftliche Gewinne dar. So bezeichnete er beispielsweise eine Investitionszusage Japans in Höhe von 550 Milliarden US-Dollar als „Startkapital“ und eine Zusage der Europäischen Union über 600 Milliarden US-Dollar als ein „Geschenk“, das im Inland investiert werden könne. Er verknüpfte diese Zusagen auch mit Zollsenkungen, was einen direkten Zusammenhang suggerierte, bei dem finanzielle Verpflichtungen zu günstigen Handelsbedingungen führen, wie etwa der Reduzierung von Zöllen für die EU von 30 % auf 15 %.
Verständnis der Diskrepanz
Ein Kernproblem, das diesen Investitionsversprechen zugrunde liegt, ist ihre Durchsetzbarkeit und die Natur der Abkommen selbst, die größtenteils Rahmenvereinbarungen statt verbindlicher Übereinkommen waren. Dies führt zu anhaltenden Diskrepanzen hinsichtlich spezifischer Verpflichtungen. Das Weiße Haus hatte angedeutet, dass Länder, deren Investitionszusagen sich nicht materialisieren, mit Vergeltungsmaßnahmen von Washington rechnen müssten. Ein Beamter des Weißen Hauses, der aufgrund der sich entwickelnden Natur der Abkommen unter der Bedingung der Anonymität sprach, erklärte: „Das ist es, worauf sich unsere Handelspartner geeinigt haben, und der Präsident behält sich das Recht vor, die Zollsätze anzupassen, falls eine Partei ihre Verpflichtungen nicht erfüllt.“
Vereinbarungen mit der Europäischen Union
Die unterschiedlichen Perspektiven werden besonders in den Details zu den Verpflichtungen der Europäischen Union deutlich. Nach der Ankündigung eines Handelsabkommens mit der EU durch Präsident Trump veröffentlichte das Weiße Haus ein Faktenblatt, in dem es hieß, der Block „wird bis 2028 Energieprodukte im Wert von 750 Milliarden US-Dollar kaufen und neue Investitionen von 600 Milliarden US-Dollar in den Vereinigten Staaten tätigen.“ Im Gegensatz dazu vermerkte ein paralleles Dokument der Europäischen Kommission, der Exekutivbehörde der EU, lediglich ein „Interesse“ europäischer Unternehmen, „mindestens 600 Milliarden US-Dollar“ in den Vereinigten Staaten zu investieren. Es wurde auch die Absicht erwähnt, „US-Flüssigerdgas, Öl und Kernenergieprodukte zu beschaffen, mit einem erwarteten Bezugswert von 750 Milliarden US-Dollar (ca. 700 Milliarden Euro) über die nächsten drei Jahre.“
Entscheidend ist, dass die EU ihre begrenzte Befugnis zur Durchsetzung dieser Investitionen signalisiert hat, da diese vom Privatsektor erwartet werden, der außerhalb des direkten Zuständigkeitsbereichs der Europäischen Kommission liegt. David Kleimann, Handelsexperte und Senior Research Associate bei ODI Europe, stellte fest, dass solche Zusagen „lediglich aspirativ sind – und auch nur sein können.“ Dies unterstreicht einen grundlegenden Unterschied darin, wie öffentlich geäußerte Versprechen in einer Marktwirtschaft zu umsetzbaren Verpflichtungen werden.
Japanische Zusagen
Eine ähnliche Diskrepanz in der Interpretation zeigte sich bei den Handelsabkommen mit Japan. Das Weiße Haus behauptete, Japan „werde 550 Milliarden US-Dollar investieren, die von den Vereinigten Staaten zur Wiederbelebung und Erweiterung zentraler amerikanischer Industrien eingesetzt werden.“ Bloomberg berichtete jedoch, dass Tokio das Abkommen als eine Mischung aus Investitionen und Kreditgarantien charakterisierte, die sich auf maximal 550 Milliarden US-Dollar beliefen. Japans oberster Handelsunterhändler, Ryosei Akazawa, stellte nach der Ankündigung des Abkommens klar, dass Behauptungen, Japan habe „einfach 550 Milliarden US-Dollar übergeben“, „völlig falsch“ seien, was die nuancierte Natur der finanziellen Vereinbarungen unterstreicht.
Südkoreanische Zusagen
Die Betonung von Investitionszusagen erstreckte sich auch auf die Verhandlungen mit Südkorea. Präsident Trump deutete an, dass Seoul zugestimmt hatte, 350 Milliarden US-Dollar in den USA zu investieren, was zu einer Reduzierung des vorgeschlagenen Zollsatzes von 25 % auf 15 % führen würde. Es bestehen jedoch weiterhin Fragen bezüglich der spezifischen Bedingungen und der Durchsetzbarkeit dieses Investitionsversprechens, ähnlich den Bedenken, die bei den Abkommen mit der EU und Japan geäußert wurden.
Die Strategie der Regierung, den Handelserfolg durch groß angelegte Investitionszusagen zu quantifizieren, ist zwar wirkungsvoll für den öffentlichen Diskurs, stößt jedoch auf praktische Herausforderungen hinsichtlich ihrer Durchsetzbarkeit und der unterschiedlichen Interpretationen durch souveräne Handelspartner. Diese anhaltende Kluft zwischen den angekündigten Zahlen und ihrer operativen Realität unterstreicht die Komplexität, die modernen internationalen Handelsverhandlungen und ihren wirtschaftlichen Auswirkungen innewohnt.

Felix schreibt über Kurse, als wären sie Charaktere in einer Soap – mit Drama, Wendungen und gelegentlichen Crashs. Er hat eine Schwäche für Diagramme, benutzt das Wort „Volatilität“ in Alltagsgesprächen und bringt sogar seine Katze dazu, die DAX-Tabelle täglich zu beobachten. Sein Lieblingsspruch: „Buy the dip – und den Kaffee gleich dazu.“