Die US-Ölindustrie steht an einem entscheidenden Scheideweg und sieht sich einem erheblichen Abschwung gegenüber, der von umfangreichen Entlassungen und Kürzungen der Investitionsausgaben geprägt ist. Dieser Wandel, getrieben von anhaltend niedrigeren Rohölpreisen und einer branchenweiten Konsolidierung, signalisiert ein potenzielles Ende der raschen Produktionsausweitung, die die USA zu einem dominanten globalen Produzenten gemacht hat. Die Auswirkungen reichen über die Unternehmensbilanzen hinaus und stellen die nationale Energiepolitik sowie die globalen Marktdynamiken vor Herausforderungen.
Die internationalen Ölpreise, die in diesem Jahr um etwa 12 % gesunken sind, bewegen sich für viele amerikanische Betreiber knapp über den Gewinnschwellen. Diese wirtschaftliche Belastung wird durch die Strategie der Organisation erdölexportierender Länder und ihrer Verbündeten (OPEC+) verschärft, die eine geplante Produktionssteigerung um 137.000 Barrel pro Tag ab Oktober vorsieht. Dieser Schritt der OPEC+ zielt primär darauf ab, Marktanteile zurückzugewinnen, die in den letzten Jahren an US-Produzenten verloren gingen, und verschärft den Wettbewerbsdruck auf amerikanische Unternehmen.
Reaktion der Branche auf wirtschaftlichen Gegenwind
Der finanzielle Engpass hat zu drastischen Unternehmensreaktionen im gesamten US-Ölsektor geführt. ConocoPhillips, der drittgrößte Produzent des Landes, kündigte kürzlich Pläne an, bis zu 25 % seiner Belegschaft abzubauen. Dies folgt einem ähnlichen Schritt des Konkurrenten Chevron, der zuvor eine Reduzierung seiner Belegschaft um 20 % angekündigt hatte, was etwa 8.000 Mitarbeiter betrifft. Große Dienstleister im Ölfeldsektor wie SLB und Halliburton haben ebenfalls Personalabbau vorgenommen. Darüber hinaus ergab eine Reuters-Analyse der Ergebnisse des zweiten Quartals, dass 22 börsennotierte US-Produzenten, darunter Occidental Petroleum Corp und Diamondback Energy, ihre Investitionsausgaben gemeinsam um 2 Milliarden US-Dollar gekürzt haben.
Indikatoren für die Branchenaktivität unterstreichen diese Kontraktion zusätzlich. Die Zahl der US-Ölbohranlagen, ein Schlüsselindikator für zukünftige Bohraktivitäten, ist in diesem Jahr laut Baker Hughes um 69 auf 414 gesunken. Dieses Umfeld hat die Stimmung in der Branche von aggressiver Expansion zu vorsichtigem Abwarten verschoben, insbesondere in wichtigen Regionen wie dem Permian Basin. Experten deuten an, dass die Rohölpreise konstant im Bereich von 70 bis 75 US-Dollar pro Barrel gehandelt werden müssten, um eine Erholung der Bohraktivitäten anzukurbeln.
Eine solche anhaltende Verlangsamung des US-Produktionswachstums würde unweigerlich den Einfluss des Landes auf den globalen Ölmärkten mindern und eine Herausforderung für Präsident Donald Trumps erklärte Agenda der Energiedominanz darstellen. Während das US-Produktionswachstum stagnieren oder sogar zurückgehen könnte, wird erwartet, dass die OPEC einspringen wird, um ein potenzielles Defizit in der globalen Versorgung zu decken, was die globale Energielandschaft neu gestalten würde.

Kolumnistin für Geld, Menschen & Geschichten hinter den Zahlen
Nina findet, dass sich hinter jeder Zahl eine Geschichte verbirgt – manchmal tragisch, oft absurd, aber immer spannend. Sie schreibt mit Herz, Verstand und einem scharfen Blick für Details. Während andere nur den Chart sehen, fragt sie sich: Wer hat eigentlich diesen Kursanstieg ausgelöst – und warum? Übrigens: Sie hat ein Sparkonto seit sie 6 ist und gibt trotzdem zu viel für Bücher aus.