Trump verwirft Bessent für Fed-Vorsitz: Hassett und Warsh im Rennen um US-Notenbank-Spitze

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By Nina Berger

In einer abrupten und dramatischen Ausübung präsidialer Machtvollkommenheit schloss Präsident Donald Trump Scott Bessent öffentlich als Kandidaten für den Vorsitz der Federal Reserve aus, nur Stunden nachdem Bessent selbst seine Bereitschaft für die prestigeträchtige Rolle bekundet hatte. Die rasche Zurückweisung durch den Präsidenten, die unerwartet an Reporter gerichtet wurde, unterstreicht die höchst persönliche und direkte Natur seiner Entscheidungsfindung bei wichtigen Wirtschaftsnominierungen, insbesondere für eine so zentrale Position wie die des Leiters der Notenbank des Landes.

  • Präsident Trump lehnte Scott Bessent öffentlich als Kandidaten für den Fed-Vorsitz ab.
  • Bessent hatte zuvor seine Bereitschaft signalisiert und den Nachfolgeprozess für Jerome Powell erörtert.
  • Trumps Entscheidung fußt auf langjähriger Kritik an Powells Zinspolitik und den Renovierungskosten der Fed-Zentrale.
  • Kevin Hassett und Kevin Warsh gelten nun als Spitzenkandidaten für den Fed-Vorsitz.
  • Bessent sprach sich für einen vollständigen Rückzug Powells nach Ablauf seiner Amtszeit als Fed-Chef aus.

Bessent, derzeit Finanzminister, hatte zuvor am selben Tag in einem Interview auf Bloomberg TV Spekulationen angeheizt. Er bekundete nicht nur seine Bereitschaft, den Fed-Vorsitz anzunehmen, falls er angeboten würde, sondern signalisierte auch, dass ein „formeller Prozess“ begonnen habe, um einen Nachfolger für den derzeitigen Fed-Vorsitzenden Jerome Powell zu finden. Bessent plädierte zudem für Powells vollständigen Rückzug aus der Federal Reserve nach dem Ende seiner Amtszeit als Vorsitzender im Mai 2026 und argumentierte gegen die mögliche Marktverwirrung durch einen „Schatten-Fed-Chef“, falls Powell bis zum Ende seiner Amtszeit als Gouverneur im Januar 2028 bleiben würde.

Trumps angespanntes Verhältnis zu Jerome Powell

Die entschiedene Intervention von Präsident Trump erfolgt inmitten seiner langjährigen und lautstarken Kritik an Jerome Powell. Eine Hauptquelle der präsidialen Frustration war die Zinspolitik der Federal Reserve, die Trump wiederholt als zu restriktiv bezeichnete und sich für Zinssenkungen zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums aussprach. Über die Geldpolitik hinaus äußerte Trump auch erhebliches Missfallen über die Kosten der Renovierungsarbeiten am Hauptsitz der Federal Reserve, die er als „skandalös“ bezeichnete und die Misswirtschaft implizierten. Während Powell diese Renovierungsansprüche öffentlich angesprochen, Medienberichte als unzutreffend bezeichnet und eine Untersuchung durch den Generalinspekteur der Bank angefordert hat, bleibt der Präsident bei seinem Wunsch nach einer neuen Führungsperson.

Die neuen Spitzenkandidaten für den Fed-Vorsitz

Nachdem Bessent nun von der Liste gestrichen ist, deuten Berichte aus Kreisen des Weißen Hauses darauf hin, dass sich das Rennen um den nächsten Fed-Vorsitz auf zwei prominente Persönlichkeiten zugespitzt hat: Kevin Hassett und Kevin Warsh. Der Auswahlprozess wurde von einigen als einem „Apprentice“-ähnlichen Wettbewerb verglichen, was den einzigartigen Ansatz von Präsident Trump bei der Prüfung von Spitzenpersonal widerspiegelt. Obwohl seine eigenen präsidialen Ambitionen für die Rolle zerschlagen wurden, berät Bessent Berichten zufolge weiterhin bei der Auswahl, was die komplexen Dynamiken innerhalb der Regierung unterstreicht.

Kevin Hassett: Ein konsequenter Verfechter von Trumps Wirtschaftsansichten

Kevin Hassett, der den Nationalen Wirtschaftsrat leitet, hat sich als besonders sichtbarer Anwärter herauskristallisiert. Einst als moderater Ökonom betrachtet, hat Hassett seine öffentlichen Äußerungen zunehmend an die Wirtschaftsagenda von Präsident Trump angepasst. Er tritt häufig im Fernsehen auf und vertritt Ansichten zu Inflation, Zinssätzen und Zöllen, die die Positionen des Präsidenten widerspiegeln. Hassett hat sich auch als ausgesprochener Kritiker der Federal Reserve hervorgetan und deren Unparteilichkeit in Frage gestellt. Er kritisierte die Fed insbesondere für ihren Umgang mit den Zinssätzen und äußerte Bedenken hinsichtlich ihrer wahrgenommenen Unabhängigkeit. Seine öffentlichen Kommentare deuten auf einen Kandidaten hin, der die Politik der Zentralbank wahrscheinlich eng an die wirtschaftlichen Prioritäten der Regierung anpassen würde.

Kevin Warsh: Der erfahrene Insider

Im Gegensatz zu Hassetts öffentlicherem Profil hat Kevin Warsh eine geringere öffentliche Präsenz beibehalten, bleibt aber ein ernsthafter Kandidat. Als ehemaliger Gouverneur der Federal Reserve bringt Warsh ein tiefes Verständnis der Zentralbankoperationen mit. Berichten zufolge hat Präsident Trump einen günstigen Eindruck von Warsh, und sein Name taucht häufig in internen Diskussionen über den Fed-Vorsitz auf. Obwohl Warsh weniger vokal ist als Hassett, positioniert ihn seine Erfahrung innerhalb des Fed-Systems als starken Anwärter, der in der Lage ist, die Feinheiten der Institution zu navigieren.

Die rasche Entscheidung des Präsidenten bezüglich Bessent, gepaart mit seiner anhaltenden Kritik an der aktuellen Fed-Führung, signalisiert eine Periode potenziell bedeutender Veränderungen bei der Notenbank des Landes. Die letztendliche Wahl von Hassett oder Warsh wird erhebliche Auswirkungen auf die zukünftige Geldpolitik, die wirtschaftliche Stabilität und die wahrgenommene Unabhängigkeit der Federal Reserve haben und die umfassendere Wirtschaftsvision der Regierung widerspiegeln.

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