US-Arbeitsmarkt bremst im August: Fed unter Druck für Zinssenkung trotz Inflation

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By Felix Neumann

Der US-Arbeitsmarkt zeigte im August deutliche Anzeichen einer Verlangsamung, was die Federal Reserve vor eine komplexe Herausforderung stellt, da sie anhaltende Inflation bei gleichzeitig zunehmend fragiler Wirtschaft navigieren muss. Die jüngsten Beschäftigungsdaten offenbarten ein deutlich langsameres Tempo der Arbeitsplatzschaffung und einen spürbaren Anstieg der Arbeitslosenquote. Dies verstärkt die Markterwartungen hinsichtlich potenzieller Zinsanpassungen und unterstreicht das empfindliche Gleichgewicht, das zur Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen Stabilität erforderlich ist.

  • Der US-Arbeitsmarkt kühlte sich im August merklich ab.
  • Die Arbeitsplatzschaffung verlangsamte sich erheblich und blieb unter den Erwartungen.
  • Die Arbeitslosenquote stieg leicht an, was die Abkühlung bestätigt.
  • Die Federal Reserve steht vor dem Dilemma, Inflation und Wirtschaftsschwäche abwägen zu müssen.
  • Marktteilnehmer erwarten verstärkt mögliche Zinsanpassungen.

Anzeichen einer Abkühlung des US-Arbeitsmarktes

Die vom Arbeitsministerium veröffentlichten offiziellen Zahlen zeigten, dass die Wirtschaft im August lediglich bescheidene 22.000 Arbeitsplätze hinzugewann. Dies lag deutlich unter der Schätzung von 75.000, die von von LSEG befragten Ökonomen prognostiziert wurde. Gleichzeitig stieg die nationale Arbeitslosenquote leicht auf 4,3 % an, von 4,2 % im Juli, was zwar den Markterwartungen entsprach, aber die Erzählung eines sich abkühlenden Arbeitsmarktes verstärkt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Arbeitsplatzzuwächse der Vormonate erheblichen Abwärtskorrekturen unterlagen: Die Zahlen für Juni wurden von einem Zuwachs von 14.000 auf einen Verlust von 13.000 Arbeitsplätzen revidiert. Während Juli eine leichte Aufwärtskorrektur erfuhr, resultierte der Nettoeffekt über Juni und Juli in einer Reduzierung von 21.000 Arbeitsplätzen gegenüber den ursprünglichen Berichten, was auf einen tiefgreifenderen Schwächungstrend hindeutet, als bisher angenommen.

Detailanalyse der Beschäftigungszahlen

Die Sensibilität der Beschäftigungsdaten gegenüber dem politischen und wirtschaftlichen Diskurs wurde durch die Entscheidung von Präsident Donald Trump unterstrichen, den Kommissar des Bureau of Labor Statistics nach der Veröffentlichung dieser Berichte zu ersetzen. Im Privatsektor wuchsen die Lohn- und Gehaltsabrechnungen im August um 38.000 Arbeitsplätze, ebenfalls unter der LSEG-Prognose von 75.000. Die Beschäftigung im öffentlichen Sektor verzeichnete indes einen Rückgang von 16.000 Arbeitsplätzen, bedingt durch Reduzierungen in den Bundes- (15.000 Arbeitsplätze) und Landesregierungen (13.000 Arbeitsplätze), teilweise ausgeglichen durch einen Zuwachs von 12.000 Arbeitsplätzen auf lokaler Ebene, primär im Bildungsbereich. Auch der Fertigungssektor trug zum Abschwung bei und baute 12.000 Arbeitsplätze ab, ein stärkerer Rückgang als erwartet. Im Gegensatz dazu wurden im Gesundheitswesen 30.600 Arbeitsplätze geschaffen, obwohl dies unter dem durchschnittlichen monatlichen Wachstum des letzten Jahres lag, während im Bereich der sozialen Dienste ein Zuwachs von 16.200 Arbeitsplätzen verzeichnet wurde.

Weitere Indikatoren der Arbeitsmarktlage

Weitere Indikatoren im August-Bericht spiegelten eine breitere Entspannung der Arbeitsmarktbedingungen wider. Die Erwerbsbeteiligungsquote blieb stabil bei 62,3 %, und die Beschäftigungsquote veränderte sich nicht und lag bei 59,6 %, obwohl beide Werte im laufenden Jahr um 0,4 Prozentpunkte gesunken sind. Besonders bemerkenswert ist, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen – Personen, die 27 Wochen oder länger ohne Arbeit sind – mit 1,9 Millionen weitgehend unverändert blieb, aber in diesem Jahr um 385.000 zugenommen hat und nun 25,7 % aller Arbeitslosen ausmacht. Die Gruppe der Teilzeitbeschäftigten aus wirtschaftlichen Gründen, die eine Vollzeitbeschäftigung wünschen, diese aber nicht finden können, blieb mit 4,7 Millionen auf einem hohen Niveau.

Die Federal Reserve vor einer schwierigen Entscheidung

Diese Entwicklungen stellen die Federal Reserve an einem kritischen Punkt ihrer Geldpolitik. Trotz anhaltender Inflation, mit einem Verbraucherpreisindex (VPI) von 2,7 % im Juli und persönlichen Konsumausgaben (PCE) von 2,6 % – beide über dem 2%-Ziel der Fed – liefern die schwächer werdenden Arbeitsmarktdaten gewichtige Gründe für eine potenzielle Zinssenkung. Der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, hatte zuvor angedeutet, dass Bedenken hinsichtlich Zöllen, die die Inflation anheizen, frühere Zinssenkungen verzögert hätten. Die VPI-Daten für August, die nächste Woche erwartet werden, werden ein entscheidender Faktor vor der Zinsentscheidung des Offenmarktausschusses der Fed am 17. September sein.

Marktprognosen und Analystenstimmen

Marktanalysten prüfen die mögliche Reaktion der Fed genau. Jeffrey Roach, Chefökonom bei LPL Financial, deutete an, dass die Verlangsamung des Arbeitsmarktes, beeinflusst durch Unsicherheiten bezüglich Zöllen und der Fed-Politik, wahrscheinlich ein Hauptaugenmerk der Zentralbank sein wird. Obwohl er die Persistenz der Inflation anerkannte, erwartete er eine Zinssenkung um 25 Basispunkte. Seema Shah, Chef-Globalstrategin bei Principal Asset Management, bemerkte, dass der August-Bericht die Erwartungen an Zinssenkungen der Fed stützte, ohne sofort neue Rezessionsängste auszulösen. Sie warnte jedoch, dass eine weitere Verschlechterung des Arbeitsmarktes die Stimmung schnell ändern könnte, ebenso wie ein starker Inflationsdruck Ängste vor einer Stagflation schüren könnte. Nach der Veröffentlichung des Berichts passte der Markt seine Erwartungen sofort an. Das CME FedWatch Tool zeigte eine Wahrscheinlichkeit von 84 % für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte vom aktuellen Leitzinsbereich von 4,25 % auf 4,5 %, und die Wahrscheinlichkeit einer größeren Senkung um 50 Basispunkte stieg auf 16 %.

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