Rubelabwertung und Ölpreisanstieg: Unerwarteter Schub für Russlands Wirtschaft trotz US-Sanktionen

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By Felix Neumann

Die von Präsident Donald Trump angedrohte Verhängung neuer US-Sanktionen gegen Russland hat an Moskaus Finanzmärkten eine komplexe und etwas paradoxe Reaktion hervorgerufen. Während solche Maßnahmen typischerweise wirtschaftlichen Gegenwind bedeuten, beobachten Analysten, dass die daraus resultierende Abwertung des Rubels und ein Anstieg der globalen Ölpreise kurzfristig eine unerwartete Unterstützung für die russische Wirtschaft, insbesondere ihre exportorientierten Sektoren und den Staatshaushalt, bieten könnten. Diese Dynamik verdeutlicht das nuancierte Zusammenspiel zwischen geopolitischem Druck und internen Marktanpassungen.

  • Präsident Trump kündigte am Dienstag die Verhängung neuer US-Sanktionen gegen Russland innerhalb von zehn Tagen an, falls keine Fortschritte bei einer friedlichen Lösung in der Ukraine erzielt werden.
  • Die Ölpreise stiegen daraufhin um über 3%, der Rubel wertete um 4,3% gegenüber dem US-Dollar auf 81,9 ab, und der russische Aktienmarkt fiel seit dem 24. Juli um 3,4%.
  • Ein schwächerer Rubel erhöht die Wettbewerbsfähigkeit russischer Exporte und den Rubelwert der in Dollar notierten Öleinnahmen erheblich.
  • Die russische Zentralbank senkte am 25. Juli ihren Leitzins aufgrund nachlassender Inflation, was ebenfalls zur Rubelabwertung beitrug.
  • Ein schwächerer Rubel wird als vorteilhaft für den Staatshaushalt angesehen, da er den Rubelwert der Energieeinnahmen aufbläht.
  • Während eine moderate Rubelabwertung vorteilhaft ist, wird ein Rutsch auf 100 oder mehr als schädlich für die Gesamtwirtschaft angesehen.

Unmittelbare Marktreaktionen auf die Sanktionsankündigung

Präsident Trumps jüngste Erklärung am Dienstag signalisierte, dass die Vereinigten Staaten innerhalb von zehn Tagen mit der Verhängung von Zöllen und anderen Strafmaßnahmen gegen Russland beginnen würden, falls keine Fortschritte in Richtung einer friedlichen Lösung in der Ukraine erzielt werden. Diese Aussage hatte sofortige Auswirkungen auf die globalen Rohstoffmärkte, wobei die Ölpreise um über 3% stiegen. Im Inland erlebte der Rubel einen bemerkenswerten Rückgang und wertete bis Mittwoch um 4,3% gegenüber dem US-Dollar auf 81,9 ab, während der russische Aktienmarkt seit dem 24. Juli gleichzeitig um 3,4% fiel.

Der strategische Vorteil eines schwächeren Rubels

Für die russische Wirtschaft bietet ein schwächerer Rubel einen doppelten Vorteil. Er steigert die Wettbewerbsfähigkeit russischer Exporte erheblich, indem er Waren auf dem internationalen Markt billiger macht, und, was entscheidend ist, erhöht den Rubel-Wert der Öleinnahmen, die hauptsächlich in Dollar notiert sind. Diese aktuelle Schwächung steht im Kontrast zur früheren robusten Performance des Rubels in diesem Jahr, der gegenüber dem Dollar um bis zu 45% gestiegen war. Diese frühere Aufwertung, angetrieben durch die straffe Geldpolitik der Zentralbank und Hoffnungen auf eine Entspannung der US-russischen Spannungen nach Gesprächen in Saudi-Arabien im Februar, hatte die Einnahmen großer russischer Rohstoffunternehmen, darunter Öl-, Gas-, Metall- und Düngemittelexporteure, negativ beeinflusst. Diese Unternehmen machen zusammen etwa 60% des russischen Aktienmarktes aus, ein Segment, das für westliche Investoren aufgrund bestehender Sanktionen weitgehend unzugänglich ist.

Marktperformance und geldpolitische Maßnahmen

Die jüngsten Marktverschiebungen haben den Aktien wichtiger Exportunternehmen einen fundamentalen Auftrieb verliehen. So gewann Rosneft, Russlands größter Ölproduzent, seit Wochenbeginn über 2%, während der Nickelproduzent Nornickel am 29. Juli einen Anstieg von über 5% verzeichnete. Laut Mikhail Zeltser, Analyst bei BCS Brokerage, wird diese Entwicklung durch den doppelten Effekt steigender Ölpreise und eines deutlich geschwächten Rubels untermauert. Darüber hinaus trug die Entscheidung der russischen Zentralbank vom 25. Juli, ihren Leitzins aufgrund nachlassender Inflation zu senken, ebenfalls zur Abwertung des Rubels bei. Diese Schwächung wird allgemein als vorteilhaft für den Staatshaushalt angesehen, der weiterhin ein Hauptziel der US-Maßnahmen ist, da sie den Rubelwert der russischen Energieeinnahmen aufbläht, selbst wenn das Gesamtvolumen unter neuen Sanktionen möglicherweise sinken sollte. Energie machte im ersten Halbjahr 27% der Staatshaushaltseinnahmen Russlands aus, ein leichter Rückgang gegenüber etwa 30% in den Jahren 2023 und 2024.

Risiken und historische Präzedenzfälle einer Rubelabwertung

Während eine moderate Abwertung des Rubels, idealerweise auf etwa 90 zum Dollar, vom Markt allgemein positiv bewertet wird, warnen Analysten vor einem stärkeren, unkontrollierten Rückgang. Ein Rückgang auf 100 oder darüber hinaus wird weithin als schädlich für die breitere Wirtschaft angesehen. Diese Besorgnis spiegelt historische Präzedenzfälle wider, wie eine signifikante Abwertung im November 2024, als der Rubel zwischen dem 22. und 27. November nach früheren Runden von US-Sanktionen 11% seines Wertes verlor.

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